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Weltrekordversuch RhB

09.10.2022

Es ist vollbracht: Die Rhätische Bahn (RhB) fuhr heute Samstagnachmittag auf der UNESCO Welterbestrecke vom Albulatunnel in Preda bis zum weltbekannten Landwasserviadukt kurz nach Filisur den längten Reisezug der Welt. Mehrere tausend Gäste und Bahnfans besuchten den Publikumsevent in Bergün oder positionierten sich entlang der Strecke, um diese einmalige Fahrt mitzuerleben. Ab Sonntag, 30. Oktober 2022, gilt wieder der normale Fahrplan.

Mit 25 vierteiligen Capricorn-Triebzügen vom führenden Schweizer Hersteller Stadler fuhr die RhB am Samstagnachmittag, 29. Oktober 2022, über die Albulalinie. Der 1 906 Meter lange Rekordzug wurde in der Nacht auf Samstag und am Samstagvormittag im Albulatunnel wie eine Perlenschnur aufgereiht. Anschliessend fuhr dieser um 14.20 Uhr in Preda los. Kurz um 15.30 Uhr hatte der Rekordzug sein Ziel erreicht: die spektakuläre Überquerung des Landwasserviaduktes. «Nach intensiver Vorbereitung sind wir überglücklich, dass uns dieser Weltrekord geglückt ist. Wir hatten nicht nur hier in Bergün ein wunderschönes Bahnfest, sondern konnten uns mit dieser Rekordfahrt dank engagierten Partnern und Sponsoren sowie einem unglaublich engagierten Team weltweit als faszinierende und innovative Gebirgsbahn präsentieren», so Renato Fasciati, Direktor der RhB kurz nach Vollendung des Weltrekords. Das Gelingen des Weltrekords wurde vor Ort von GUINNESS WORLD RECORDS™ offiziell bestätigt. Der Eintrag lautet: «longest narrow gauge passenger train».

Ein eindrückliches Bahnfest

Ausgangs Bergün wurde ein Festgelände aufgebaut, wo rund 3’000 Besucherinnen und Besucher dem Weltrekordversuch beiwohnten. Auf dem Festgelände zeigte Märklin zudem den Weltrekordzug im Miniformat – mit 25 Capricorn-LGB-Modellzügen und einer Länge von 80 Metern im Grössenverhältnis 1:22.5. Der Weltrekordversuch selbst wurde mit einer rund zweistündigen Sendung auf Blick TV übertragen und von zahlreichen TV-Stationen weltweit in ihrer Berichterstattung aufgenommen. Über 120 Medienvertreter aus 15 Ländern verfolgten den Weltrekord live.

Am Bahnhof selbst zeigten die Partner der RhB ihr Können. So war beispielsweise das Gleisbau-Unternehmen SERSA mit einer Gleisbaumaschine und einem Loksimulator präsent. Die Kompetenz-Partner ABB und Repower informierten über Elektromobilität. Siemens ermöglichte mit Augmented Reality Bahnerlebnis pur. Das Bahnmuseum Albula war geöffnet, Märklin und BEMO zeigten zusätzlich diverse Modelleisenbahnen. Das ganze Bahndorf Bergün war in Bewegung.

Spezialfahrplan

Am 29. Oktober 2022 galt auf der Albulalinie der RhB ein Spezialfahrplan. Gleichzeitig war die Albulapassstrasse von 6 bis 22 Uhr zwischen Filisur und La Punt für den Strassenverkehr gesperrt. Ab Sonntag, 30. Oktober 2022, gilt wieder der normale Fahrplan.

Zahlen und Fakten zum Weltrekordversuch

  • Der Zug setzte sich aus 25 Kompositionen mit jeweils vier Wagen der neuen Capricorn-Triebzüge zusammen und war total 1 906 Meter lang.
  • «Capricorn» ist der rätoromanische Begriff für Steinbock.
  • 24‘930 Meter lang ist die Weltrekordstrecke von Preda bis Alvaneu.
  • Dabei wurden 789.4 Höhenmeter (Preda = 1788.7 m ü.M.; Alvaneu = 999.3 m ü.M.) überwunden.
  • Die Weltrekordfahrt führte über 48 Brücken und durch 22 Tunnels.
  • Der grösste Viadukt auf der Weltrekordstrecke ist der weltbekannte Landwasserviadukt kurz nach Filisur mit einer Länge von 142 Metern und einer Höhe von 65 Metern.
  • Der längste Tunnel auf der Weltrekordstrecke ist der Greifensteintunnel kurz vor Filisur mit
    698 Metern.
  • Mit der Weltrekordversuchsfahrt wurden 4000 kWh Bremsenergie (Rekuperation) erzeugt.
  • Mit 30 bis 35 km/h fuhr der Weltrekordzug.
  • Rund eine Stunde dauerte die Rekordfahrt.
  • Rund 2990 Tonnen betrug das Gewicht des Rekordzuges.
  • Die Kommunikation innerhalb des Zuges wurde mittels eines fast 2 Kilometer langen Feldtelefons vom Zivilschutz sichergestellt.
  • Zusätzlich wurden im Zug 7 Lokführer und 21 Techniker eingesetzt, um den Zug fahren zu können.

Facts

  • 24‘930 Meter lang ist die Weltrekordstrecke von Preda bis Alvaneu.
  • Dabei werden 789.4 Höhenmeter (Preda = 1788.7 m ü.M.; Alvaneu = 999.3 m ü.M.) überwunden.
  • Die Weltrekordfahrt führt über 48 Brücken und durch 22 Tunnels.
  • Der grösste Viadukt auf der Weltrekordstrecke ist der weltbekannte Landwasserviadukt kurz nach Filisur mit einer Länge von 142 Metern und einer Höhe von 65 Metern.
  • Der längste Tunnel auf der Weltrekordstrecke ist der Greifensteintunnel kurz vor Filisur mit 698 Metern.
  • Mit der Weltrekordversuchsfahrt werden 4000 kWh Bremsenergie (Rekuperation) erzeugt.
  • Der Weltrekordzug wird mit 30 bis 35 km/h fahren.
  • Rund eine Stunde dauert die Rekordfahrt.
  • Der Zug setzt sich aus 25 Kompositionen mit jeweils vier Wagen der neuen Capricorn-Triebzüge zusammen und ist total 1,91 Kilometer lang.
  • Rund 2990 Tonnen beträgt das Gewicht des Rekordzuges.
  • Die Kommunikation innerhalb des Zuges wird mittels eines fast 2 Kilometer langen Feldtelefons vom Zivilschutz sichergestellt.
  • Zusätzlich werden im Zug 7 Lokführer und 21 Techniker eingesetzt, um den Zug fahren zu können.
  • Der Albulatunnel wird während rund 12 Stunden für den Bahnverkehr gesperrt sein.

Technische Herausforderungen

Noch nie fuhr ein so langer Personenzug auf der Welt, geschweige denn im Hochgebirge auf einer Schmalspurbahn mit engen Kurvenradien, vielen Tunnels und Viadukten. Daraus ergeben sich verschiedene Herausforderungen, die im Vorfeld und während der Fahrt gemeistert werden müssen.

Synchrone Steuerung Zugverband und Bewältigung Bremskräfte
Die 25 Züge müssen alle gleichzeitig beschleunigen oder abbremsen, obwohl jeweils nur vier Züge vom gleichen Führerstand aus gesteuert werden können. Eine elektrische Schleife stellt sicher, dass im Falle einer Schnellbremsung alle Züge gleichzeitig bremsen. Aufgrund des grossen Gewichts des Zuges (2'850 t ohne Fahrgäste) wirken sehr hohe Kräfte auf die Infrastruktur und Wagenkästen, falls sich Teile des Zuges nicht synchron verhalten. Eine separate Gegensprechanlage im Zug, Training der Lokführer und klare Befehle sorgen für das entsprechende Ergebnis. Zudem wird für die Fahrt des Rekordzuges eine spezielle Software geladen und die mechanische Bremsleistung reduziert. 

Rekuperation und Auswirkungen auf Netzbelastung 
Auf der Talfahrt wird der Zug vollständig über elektrische Rekuperation abgebremst. Dadurch wird Strom produziert, der an die Fahrleitung abgegeben wird und von anderen Zügen auf dem Streckennetz der RhB (aber auch anderen Bahnen im In- und Ausland) verwendet werden kann. Zusätzlich kann der überschüssige Strom auch über Umrichter ins öffentliche Netz (z.B. in Bever) abgegeben werden. Die grosse Herausforderung ist, dass sich die Spannung der Fahrleitung zu stark erhöhen könnte (normalerweise 11'000 Volt), da im selben Abschnitt 25 Züge synchron Strom abgeben. Die Überspannung könnte von einzelnen Systemen, die am Bahnstrom hängen, nicht aufgenommen werden. Hierzu fanden diverse Tests statt und es werden Massnahmen für die Rekordfahrt getroffen (u.a. Beschränkung Geschwindigkeit und Beschleunigung, Reduktion Rekuperation durch Spezialsoftware Zug, präventives Umhängen von Systemen auf Ortsnetz-Stromversorgung). 

Verbindung der Züge
Die einzelnen 4-teiligen-Teilzüge (Capricorns) sind mit einer voll-automatischen Kupplung verbunden. Jeweils vier Züge werden von einem Lokführer gesteuert. Zwischen jeweils vier Capricorn-Zügen wird mechanisch und pneumatisch, aber nicht elektrisch gekuppelt. Dafür werden zusätzliche Sicherheitssteuerleitungen zwischen den Zügen verlegt.

Sicherstellung Sicherheit und Verfügbarkeit Strecke und Systeme
Die Strecke wird für die Rekordfahrt für andere Züge gesperrt. Der Rekordzug ist teilweise länger als diverse Blockabschnitte. Gesteuert wird die Fahrt von der Betriebszentrale in Landquart aus. Es ist sicherzustellen, dass die Signale, aber auch die Bahnübergänge und Kundeninformation im richtigen Moment ausgelöst werden. 

Live-Medienproduktion
Die Rekordfahrt wird (von Blick) mittels einer Live-Produktion aufgenommen und über verschiedene Kanäle verbreitet. Hierfür werden verschiedenste Kameras von Drohnen, im Führerstand und auf der Strecke verwendet und müssen in Echtzeit verarbeitet werden. Dies alleine ist auf einer Strecke mit beschränkter Mobilfunkabdeckung eine grosse (und spannende) Herausforderung.

 

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